Kopenhagen – Summer in the City

Keine andere europäische Metropole lässt sich so gut mit dem eigenen Boot ansteuern und erkunden, wie Kopenhagen. Mit der eigenen Yacht liegt man mittendrin in der Stadt, die so viel zu bieten hat. Vor allem die überaus bemerkenswerte New Nordic Küche, die für nachhaltigen und fairen Gourmet-Genuss steht. 

Mit einem kühlen Weisswein in der Hand an einem heissen Sommertag am Wasser sitzen? Da geht noch mehr: Mit einem kühlen Weisswein in der Hand an einem heissen Sommertag vom Ponton aus die Beine ins erfrischende Hafenwasser baumeln lassen, oder das Glas abstellen und einmal kurz komplett abtauchen. Dann den nächsten Wein, einen Espresso oder einen wirklich leckeren Lunch bestellen und Seele, Füsse und überhaupt alles baumeln lassen … so manches Mal überlegten wir ernsthaft, den Tag einfach komplett hier zu verbringen, im „La Banchina“ auf der megatrendigen Insel Refshaleøen. Denn immer kommen wir hier vorbei, an dem vielleicht einzigen Café mit eigener, rund ums Jahr geöffneten Badezone inklusive rustikaler Holzsauna, wirklich guten Weinen und italienisch inspirierter frische-Küche, auf unserem kurzen Weg von unserem Boot im Hafen von Margretheholm zur Haltstelle des elektrischen Wasserbusses, der uns dann mitten rein bringt in das bebende Epizentrum des brodelnden Kopenhagener Lebens, an den Nyhavn.

Dabei könnte ich schon alleine auf Refshaleøen viele glückliche Wochen verbringen. Der leicht schäbige Charme des ehemaligen Werftgeländes der schon seit Jahrzehnten geschlossenen Grosswerft Burmeister & Wain mit seinen Hallen und Industriebauten ist heute Heimat diverser Künstlerateliers und kreativ genutzter Büroflächen, aber auch der besten, avantgardistischen Restaurants der Welt. Allen voran das legendäre „noma“, welches in den vergangenen Jahren mehrfach zu eben diesem gewählt wurde, aber auch das „Amass“ mit seinem Höchstanspruch an Nachhaltigkeit in der Nahrungsverarbeitung, oder das völlig durchgeknallte „Alchemist“ wo das Abendessen zu einem mehrstündigen Event für alle Sinne wird – vorsorglich wird schon mal darauf hingewiesen, dass dies weder der richtige Ort für ein Business-Essen, noch für das aufregende erste Date sei.

Für letzteres bietet sich eines der vielen kleinen, gemütlichen Läden hier an, „Mikkellers Baghave“ fällt mir dazu spontan ein, oder der Streetfood-Markt „Reffen“, wo man sich köstlich und ganz interkulturell versorgen und dann immer irgendwo in einer lauschigen Ecke verschwinden kann. Oder aber man taucht ein in eine der vielen Partys und Konzerte, die im Sommer immer irgendwo auf Refshaleøen stattfinden.

Gegenüber von Refshaleøen liegt der traditionellste Yachthafen Kopenhagens, Langelinie Yachthavn, quasi bewacht von der Kleinen Meerjungfrau. Mit viel Glück kann man hier einen Liegeplatz ergattern und liegt dann, dank des Schwells der vorbeifahrenden Schiffe, etwas unruhig an Heckbojen, dafür in einem schönen kleinen Park. Natürlich gibt es noch viele andere Möglichkeiten, in Kopenhagen festzumachen. Keine andere europäische Hauptstadt ist so boots- und überhaupt freundlich wie die dänische Hauptstadt. Das Wasser im Stadtzentrum ist sauber genug, um darin baden zu können, was viele Kopenhagener an heissen Sommertagen auch ausgiebig ausnutzen. Die Stadt ist auf dem besten Wege zur Klimaneutralität, dazu wirklich kosmopolitisch, voller Fahrräder, Boote und ganz bemerkenswerter, oft Weg weisender Architektur. Von unserem Liegeplatz beim Segelclub Lynetten in Margretheholm immer im Blick haben wir beispielsweise die vielleicht originellste Müllverwertungsanlage der Welt, auf deren geneigten Dach eine Ganzjahres-Skipiste angelegt wurde: „CopenHill“. Andere architektonische „Leuchttürme“ der Stadt sind das spektakuläre Opernhaus gegenüber von Nyhavn und der „Black Diamond“ ein gutes Stück weiter längs am anderen Ufer. Wie ein Diamant spiegeln die Facetten der schwarzen Fassade das Licht von Wasser und Sonne, innen vereinen sich Tradition und Moderne. Das beeindruckende Gebäude ist die Erweiterung der alten Nationalbibliothek, zusätzlich befinden sich hier auch Konzertsäle, das nationale Fotografie-Museum, ein Café und ein Buchladen. Am meisten beeindruckt jedoch das Atrium, lichtdurchflutet und einfach gigantisch.

An der Einfahrt zum Kanal von Christianshavn befindet sich eine Grossbaustelle, wo moderne Wohnhäuser in Traumlage hochgezogen werden, die architektonisch an den Stil der umliegenden, historischen Lagerhäuser anknüpfen. Eine futuristisch anmutende Fussgänger- und Fahrradbrücke führt hinüber zum Nyhavn, mit stehendem Mast kommt man hier nicht weiter. Entweder findet man an Steuerbord, gleich vorne an der Einfahrt zum Nyhavn, einen (eher unruhigen aber besonders zentral gelegenen) Liegeplatz, oder man dreht nach Backbord ab und macht an der Pier vor der ebenfalls bemerkenswerte, dreiteiligen Fussgängerbrücke dort fest, bis diese öffnet und den Weg in den Christianshavnkanal hinein freigibt, hier können alle freien Liegeplätze genutzt werden.

Noch zentraler liegt man nur noch längsseits an der Pier vor dem Admiralen Hotel oder innen an der Kvæsthusbroen, von wo aus man das Geschehen in diesem zentralen Teil der Stadt besonders gut im Blick hat. Auf der Pier locken kleine al fresco Cafés, immer mal wieder gibt es hier auch grössere oder kleinere Events – Open Air Theater und Konzerte oder auch schon mal ein fröhliches „Public Viewing“ bei fussballerischen Grossereignissen.

Kopenhagen ist eine Wasser-Stadt und das meiste spielt sich demnach entlang des Hafens ab. Das kommt dem Besucher, der die Stadt auf eigenem Kiel ansteuert, natürlich sehr entgegen. Dennoch, zuweilen lohnt sich auch das Entdecken des „Hinterlands“. In diesem Fall ist dies natürlich die berühmte Einkaufsstrasse Strøget, die am Kongens Nytorv nur wenige Schritte vom landseitigen Ende des Nyhavns beginnt, was also selbst für Seeleute noch zu Fuss machbar wäre. Noch mehr lohnt sich indes der ausgiebige Besuch der Torvehallerne, dem grossen Markt dieser Stadt, die ja zurecht als die Food-Hauptstadt Europas gilt. Um zum Markt zu kommen, nimmt man sich eine Bahn oder Bus zum Nørreport Bahnhof.

In zwei gläsernen Hallen gibt es einfach alles. Frische Früchte und Gemüse, Fisch, Fleisch, Käse, Weine, Schokoladen, Gewürze und was man sonst zum Kochen benötigen würde, dazu findet man Stände für Blumen oder Kochbücher und auch einige der besten Restaurants der Stadt. Von französischem Wein und kleinen Gerichten wie Chevre Chaud, Croque oder Steak Frites in „Le Petit Vinbar“ über traditionell dänische Sandwiches bei „Hallernes Smørrebrød“, echt mexikanische Tacos bei „Hija de Sanchez“, Pizza, Sushi, oder andere Snacks oder einfach nur Kaffee und dänischer Kuchen, es ist alles da. Zum Einkaufen oder nur Schlendern und Staunen, aber auch zum Frühstück, Lunch oder sogar Dinner ist dies der perfekte Ort.

Wer sich schon an den Gebrauch landseitiger Verkehrsmittel heran traut, kann mit seinem Schiff auch einen der drei grösseren Yachthäfen im Norden der Stadt anlaufen – den Svanemøllehavn, Kalkbrænderihavn oder den Tuborg Havn, wo der vornehme KDY (Königlich Dänische Yachtclub) mit seinem futuristischen aber innen durchaus gemütlichen Clubhaus seine Heimat hat. Von hier aus ist es auch nicht so weit in das bunt gemischte Studentenviertel Nørrebro, etwas abseits der üblichen Touristenströme und vor allem interessant für sein vibrierendes Nachtleben sowie einige hervorragende Bars und solide Restaurants wie beispielsweise das französische Bistro „Silberbauers“ oder das wirklich italienische „Casamadre“, die noch dazu, zumindest gemessen an den sehr stolzen Kopenhagener Preisen, nicht zu teuer sind.

Womit wir wieder beim Essen gelandet wären, denn Kopenhagen ist die derzeitige Hauptstadt genussvoller, aber auch trendiger und nachhaltiger Gastronomie – oder sagte ich das schon? Jedenfalls, wer es traditionell Dänisch mag, wird ebenfalls glücklich: Beim exquisiten Smørrebrød im Café „Gammel Torv“. Oder im Restaurant Kronborg (nur tagsüber). Moderne Smørrebrøds gibt es im „Kompasset“ am Nyhavn, diese dann auch immer mit dem dazu passenden Aquavit!

Wer, wie ich, dann doch lieber beim Wein bleibt, fühlt sich in der Weinbar „Den Vandrette“ besser aufgehoben. Dicht am Wasser, nämlich auch gleich beim Nyhavn um die Ecke, und mit sehr ordentlichen Weinen und dazu passenden, fantasievollen Snacks. Fast noch besser ist die sympathische Tradition im Weinlokal „Ved Stranden“ am Frederiksholm Kanal. Klar, draussen sitzen und Wein trinken, geht. Aber jeden Montag ab 18 Uhr kocht einer der Freunde des Hauses irgendwas leckeres, und das gibt es dann, pro Portion für 100 Kronen, solange es eben reicht.

Es muss wirklich nicht immer nur das „noma“ sein. Obwohl – alleine dafür würde sich der Törn nach Kopenhagen lohnen, sofern man eine Tischreservierung in absehbarer Zukunft ergattern konnte…

Ausgehtipps Kopenhagen

• Bistro Lupa (tagsüber für langen, exquisiten Lunch!)

• Casamadre (typisch Italienisch in Nørrebro)

• Esmée (vornehm am Kongens Nytorv)

• Silberbauers Bistro (wunderbar einfach französisch)

• 108 (Christianshavn – New Nordic, noma in sehr light, auch finanziell)

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