Charles Camille Heidsieck gründete im Jahr 1851 das gleichnamige Champagner- Unternehmen. Bekannt wurde er dadurch, dass er den französischen Champagner in den USA popularisierte. Während seines Aufenthalts in den Staaten wurde er zum «Champagne Charlie». Er galt als schillernder Charakterkopf, visionärer
Unternehmer, Dandy und wahrer Gentleman.
Aber seine Geschichte fing früher an, verbunden mit derjenigen seines Vaters Charles-Henri Heidsieck, ein Champagnerhändler, der dadurch berühmt wurde, dass er auf einem weissen Hengst in Moskau einritt, an der Spitze von Napoleons einmarschierender Armee. Heidsieck kam mit Kisten seines Champagners und seiner Bestellbücher an. Und er war bereit, den Sieger zu feiern, egal welche der beiden Seiten die bevorstehende Schlacht gewinnen würde. Charles-Henri war der Neffe von Florens-Louis Heidsieck, Mitgründer des Champagne House, aus dem schliesslich Piper-Heidsieck wurde, und Cousin von Henri-Louis Walbaum und Pierre Auguste Heidsieck, der das Haus Heidsieck & Co Monopole gründete. Charles Camille war mit Amélie Henriot verheiratet.
Im Jahre 1852 besuchte Charles zum ersten Mal die USA und kam nach New England und New York State. Er erkannte sehr schnell das grosse Potenzial für den amerikanischen Markt und beauftragte einen Agenten, um seinen Importverkauf zu vereinfachen. Der Massenimport wurde ein voller Erfolg mit Rekordzahlen. Als er dann fünf Jahre später zurückkehrte, wurde er in New York City mit grossem Pomp und Frontpages von allen Zeitungen gefeiert.
Aber dann, 1861, erfuhr Charles vom Konflikt, der zum Ausbruch des Bürgerkrieges in den Vereinigten Staaten führte, wo er die Hälfte seiner unbezahlten Ausstände bei den Händlern hatte. Er brach sofort von Reims auf und segelte Richtung USA. Aber sein Agent David Mac Léod informierte ihn bei seiner Ankunft, dass der Kongress ein neues Gesetz verabschiedet habe, wonach die Nordstaaten von Zahlungen für Baumwolle aus dem Süden befreit wurden, und dass auch der Agent seine Schulden bei Heidsieck nicht mehr bezahlen musste. Heidsieck sah keine andere Möglichkeit, als nach New Orleans zu reisen, um dort die Ausstände direkt von den Händlern einzufordern, die seine Champagner-Lieferungen erhalten hatten. Es war eine beschwerliche und geheime Fahrt in ständiger Angst, von der Union Army verhaftet zu werden. Als er endlich in New Orleans ankam, fand er die Stadt bankrott vor und unfähig, ihre finanziellen Schulden zu bezahlen. Einer der Händler hatte jedoch sein Lager voll mit Baumwolle, wonach in Europa infolge der Blockade eine grosse Nachfrage herrschte. Heidsieck akzeptierte die Baumwolle als Zahlungsmittel und versuchte, diese durch den Hafen in Mobile, Alabama, rauszuschmuggeln. Aber trotz der Anweisung, verschiedene Routen zu fahren, damit wenigstens eines der Schiffe durch die Blockade käme, wurden beide Schiffe abgefangen und sanken mitsamt ihrer Fracht.
Zu dieser Zeit waren alle Wege nach Norden gesperrt, sodass Heidsieck versuchte, ein Schiff nach Mexico oder Cuba zu chartern, um so irgendwie nach Europa zurückkehren zu können. Um ihm die Überfahrt zu erleichtern, übergab ihm der französische Konsul einen Diplomatenpass mit der Bitte, eine Mappe mit einigen Dokumenten im Konsulat von New Orleans abzugeben. Aber als er am 5. Mai 1862 dort ankam, war die Stadt gefallen und er wurde sofort von General Butler unter Spionageverdacht in Haft genommen. Die Dokumente enthielten Papiere von französischen Textilherstellern, die für die Konföderation Uniformen geliefert hatten. Man vermutete, dass er für die französische Regierung die Confederacy ausspionieren würde. Seine Inhaftierung entfachte einen internationalen Vorfall zwischen Frankreich und den U.S, der als The Heidsieck Incident bekannt wurde. Mehrmals hatten französische Diplomaten seine Freilassung gefordert und sogar Napoleon III kontaktierte Präsident Abraham Lincoln, damit Heidsieck entlassen werde. Er kam jedoch erst im November 1862 frei, gesundheitlich angeschlagen, bankrott, während seine Frau den Familienbesitz verkaufte, um seine Schulden bezahlen zu können. Charles kehrte nach Frankreich zurück, demoralisiert und gebrochen.
Sein Zustand änderte sich Anfang 1863, als ihn ein amerikanischer Missionar kontaktierte. Er hatte einige Papiere für ihn und einen Brief aus den USA. Der Brief war vom Bruder seines früheren Agenten in New York. Der Mann schämte sich, dass sein Bruder Heidsieck betrogen hatte und offerierte ihm quasi als Wiedergutmachung einen Stapel Urkunden über Landbesitz in Colorado. Und dieses Land wurde bald zu einer der grössten und reichsten Städte im Westen: Denver. Nach ein paar Jahren verkaufte Heidsieck diesen Landbesitz und konnte damit alle seine Schulden zurückzahlen. Es blieb sogar noch genug übrig für sein Champagne House, das bald darauf wieder zu den ersten Häusern gehörte.
Das prickelnde Leben von Charles Heidsieck hatte also auch mit Champagner seine Ups and Downs. Ein Leben, das 1944 sogar Vorlage für das Musical ‘Champagne Charlie’ und 1989 für den gleichnamigen Film ‘Champagne Charlie – Passion, Love and Burning Ambition in an Age of Innocence’, dargestellt vom jungen Hugh Grant. Das Leben eines Mannes, das auch 200 Jahre nach seiner Geburt noch weiterprickelt. Erstens durch seine Jubiläums-Edition Charles Heidsieck: Brut Réserve ‘200 Years of Liberty’ – und nicht zuletzt durch die Zusammenarbeit mit Grain de Sail, einem Frachtsegelschiff, das die Limited Edition nach USA brachte. Für Jacques Barreau, Co-Founder und Executive Director bei Grain de Sail, entspricht der Transport dieser Special Cuvée des Champagnerhauses genau ihrem eigenen Gefühl von Abenteuer.
Es prickelt also weiter, auch bei den legendären Regatten des Royal Southern Yacht Clubs zu Ehren von Charles Heidsieck in der alljährlichen ‘Champagne Charlie Regatta’. Vielleicht denken die Teilnehmer dabei ja an den Spruch von Napoleon über Champagner: «Nach dem Sieg verdienst du ihn, nach der Niederlage brauchst du ihn». Oder in den 80er Jahren, als die Regattayacht ‘Charles Heidsieck III’ mit Skipper Alain Gabbay an der Whitbread 81-82 den 2. Platz gewann. Das war nur eine von vielen ikonischen Yachten, die von Heidsieck gesponsort wurden.
Champagne Charlie: Sein Sinn und Geist, sein Lebenswerk, das Prickeln lebt auch nach all diesen 200 Jahren munter weiter. Tendenz steigend. Es ist ja nicht so, dass man so ohne weiteres auf Champagner verzichten kann. Schon Dom Pierre Pérignon wusste, wie man sich bei beim Trinken fühlt, als er rief: ‘Komm schnell, ich trinke Sterne’. Merci pour les bulles, Monsieur Charles.