Unser Autor Detlef Jens geniesst ein sonniges Sommerwochenende an Bord der neuen Bavaria SR33, dem jüngsten Spross der erfolgreichen SR-Reihe. Auf rund zehn Meter Bootslänge bietet auch dieses Boot überraschend viel Wohnkomfort und natürlich Fahrspass für die ganze Familie. Beim Fahrtest auf dem Bodensee bestätigt sich der gute Eindruck auch dank der souveränen Fahrqualitäten.
Mit rauschender Fahrt gleitet das Boot sanft über die mässig bewegte Ostsee. Bei 2800 Umdrehungen laufen die Motoren verblüffend ruhig und befördern uns mit eben über 20 Knoten in Richtung Poel – in etwas weniger als einer Stunde werden wie schon vor der Insel ankern können, obwohl wir doch gerade erst in der Ancora-Marina von Neustadt abgelegt haben. Meine Familie ist begeistert. Meine Frau sitzt auf dem Co-Pilotensitz und blickt zufrieden über das sonnenglitzernde Wasser, die Kinder toben und juchzen unter Deck auf der „Spielwiese“ – einem fast zwei mal zwei Meter grossen Doppelbett im hellen, offenen Einrichtungslayout. Kurz spiele ich mit dem Gedanken, noch zwei, drei Stunden dranzuhängen und gleich bis Hiddensee durchzufahren. Aber dann, was soll’s. Die Insel Poel ist wunderschön und die Kinder wollen in die Ostsee springen. Und für den Abend könnten wir dann ja immer noch nach Wismar hinein und uns die historische Hansestadt anschauen.
So hänge ich kurz meinen Gedanken nach, während der Autopilot uns zu unserer Ansteuerung, die Tonne Offentief, bringt. Welchen Hafen auf Poel wollen wir wählen?
Vielleicht werden wir doch erst einmal einen kleinen Ankerstopp irgendwo in der Bucht von Poel einlegen. Vielleicht bei der kleinen Insel mit dem lustigen Namen „Walfisch“. Dank der elektrischen Ankerwinsch bereitet das ja überhaupt keine Mühe. Und wir können dann wieder einmal unsere Terrasse, wie wir sie nennen, gebührend nutzen. Dies ist die wirklich riesige Badeplattform im Heck unseres Bootes. Die Kinder können ins Wasser hüpfen und wir geniessen vielleicht erst einmal ein kühles Glas Wein aus dem Kühlschrank der Wetbar, die eigentlich ja unsere Küche hier oben an Deck ist.
Wunderbar, dieser Bereich zwischen Heckterrasse und Steuerstand oder auch dem Niedergang nach innen, das ist wie ein grosser Deckssalon. Geschützt vor Sonne oder Regen unter der Cockpitüberdachung, können wir diesen Bereich bei schlechtem Wetter dank unserer Hafenpersenning auch nach achtern ganz schliessen. Gut, dass wir das heute voraussichtlich nicht müssen! Von hier aus hat man im Hafen oder vor Anker immer alles rundherum im Blick, und es gibt neben der Küche sogar noch gleich zwei Sitzgruppen. Eine Dinette direkt gegenüber der Küchenzeile mit Kocher, Spüle und Kühlschrank, an der vier bis sechs Personen Platz zum Essen haben. Und dann noch unser absoluter Lieblingsplatz, das „Panoramasofa“. Mit freiem Blick über das Wasser ist dies besser als jedes Kino. Dort können wie entweder am Tisch sitzen oder diesen absenken und das Ganze mit einem Einlegepolster in eine wunderbare Liegewiese verwandeln.
Gleich sind wir schon bei der Ansteuerung zur Bucht von Poel. Wie schnell das ging! Ich schalte den Autopilot ab, blicke noch einmal auf das grosse Display des Plotters direkt vor mir und steuere ab jetzt von Hand.
Die Instrumente und die Seekarte am Plotter gut im Blick auf den zwei grossen Displays vor mir, biege ich in das Fahrwasser ein. Besser kann ein Fahrstand kaum ausgestattet sein, denke ich. Rechter Hand der Fahrthebel liegt wie angepasst an den Fingerspitzen und die Steuerbank lässt sich umklappen, so dass ich entweder stehen oder sitzen kann, beides gleichermassen angenehm. Gemütlicher hätte es nur eine Person, die sich auf der sehr geschützten Sonnenliege gegenüber an Backbord niederlassen würde, mit dann ebenfalls perfektem Blick nach draussen. Auch dieser Platz ist übrigens sehr beliebt bei unseren Kindern!
Nun steht jedoch das Anlegen im Westhafen nahe der Altstadt von Wismar an. Dieser Hafen ist natürlich beliebt und meist ziemlich voll belegt, als muss man hier schon gut manövrieren können. Glücklicherweise hat unser Boot die Option des „Joysticks“, einer softwaregesteuerten Manövrierhilfe, die das Schiff mit den zwei Propellern und dem Bugstrahlruder in wirklich jede gewünschte Richtung drehen und fahren lässt. In jedem Fall aber kann ich damit, auch wenn es anfangs ein wenig Übung gebraucht hat, wirklich zentimetergenau zwischen Pfählen oder Stegen „einparken“. Allerdings, und ich habe es aus Interesse ausprobiert, liesse sich das auch „manuell“ fast ebenso gut machen, denn mit zwei Propellern und Bugruder kann man das Boot immer auf der Stelle drehen. Vorsichtig muss man mit dem Gasgeben sein, beim Manövrieren wird viel ein- und ausgekuppelt, da das Boot schon im Standgas etwa drei Knoten läuft. Aber auch das nimmt mir der Joystick ja ab.
Für den abendlichen Landgang in der romantischen Altstadt machen wir uns etwas feiner und ziehen uns unter Deck um. Vor der grossen Doppelkoje, auf der vorhin noch die Kinder getobt haben, befindet sich eine Art „Lounge“, ein Raum mit Sitzecke und Tisch, gegenüber gibt es noch eine Kitchenette. Hier haben wir unsere Espressomaschine platziert und hier, oder im angrenzenden Bett, trinken wir auch gerne den ersten „kleinen Schwarzen“ des Tages. Angenehm ist die Höhe von etwas über 1,90 Meter in diesem Bereich, wodurch das ohnehin grosszügige, offene Layout noch luftiger wird. Zudem unser Boot in heller Eiche, „Nordic Oak“, ausgebaut ist und obendrein viel Licht durch grosse Rumpffenster und Luken hereinlässt.
Mit dieser kleinen Frühstücksküche, wo noch ein ausklappbares TV eingebaut werden könnte, und dem modernen Design wirkt dieser Bereich schon fast wie ein urbanes Studio – nur, dass es sich eben auf dem Wasser und nicht in der Metropole befindet. Obwohl: Nach Berlin, Paris oder London könnte man mit diesem Boot natürlich auch fahren…
Angrenzend an diesen Bereich ist ein wirklich clever gestaltetes „Badezimmer“ mit WC und halb abgetrennter Dusche untergebracht. Und achtern die zweite Doppelkabine, die wir im Familienmodus immer als Kinderzimmer verwenden. Eine wirklich abgetrennte Kabine, wo gerne auch einmal Freunde übernachten können, mit einem Doppelbett „ländlichen“ Ausmasses: Zwei mal 1,60 Meter. Und auch hier gibt es Fenster, viel Licht und einen grossen Kleiderschrank.
In bester Stimmung, mit müden Kindern und vollen Mägen, kehren wir spätabends an Bord zurück. Die Kleinen scheuchen wir ohne weitere Umstände ins Bett, während wir uns noch einen letzten Drink in unserem wunderbaren, halboffenen „Salon“ an Deck gönnen. Später, kurz vorm Einschlafen im herrlich gemütlichen Bett, lausche ich dem ganz leisen Glucksen des Wassers an der Bordwand. Und denke, wie so oft, dass man doch nirgends besser schläft, als an Bord.
Der BodenseeFahrtest
Nach der Ostsee macht die Bavaria SR33 auch auf dem Schwäbischen Meer eine gute Figur.
Der erste Eindruck am Steg: sehr gut. Das Kompliment geht an Designer Marco Casali, der die eleganten Linien zeichnete. Der Einstieg über die Heckplattform ist bequem, schon steht man im Achtercockpit und blickt in den Decksalon, der sich grosszügig anschliesst. Ein perfektes Raumerlebnis.
Motoren starten und mit dem Joystick aus dem Liegeplatz hinausmanövrieren. Der Platz ist beschränkt, da gegenüber an der Tankstelle ein grosses Boot die Ausfahrt verengt. Aber kein Problem. Mit etwas Geduld wird dieses Manöver elegant abgehakt.
Auf dem See testen wir zuerst die Langsamfahrt. Bei gerade einmal sechs Knoten läuft unser Boot wie auf Schienen geradeaus und scharwenzelt nicht, wie andere Motorboote, ständig hin und her. Hier helfen die zwei Propeller, aber auch das ausgeklügelte Unterwasserschiff bei der Kursstabilität. So könnte man mit der Bavaria SR33 auch mal einen gemütlichen Binnentörn unternehmen… dann natürlich in reiner Verdrängerfahrt, die bei 8 bis 10 Knoten ebenso entspannt wie ökonomisch ist.
Aber dieses Familienboot kann auch sportlich. Hebel nach vorne und die Neue aus Giebelstadt springt an. Nicht ruckartig, sondern ganz geschmeidig geht sie in die Gleitphase über. Dank des guten Auftriebs im Heck kommt das Boot beim Beschleunigen sehr schnell aus der Verdränger- und in die volle Gleitfahrt. Die Fahreigenschaften sind insgesamt wunderbar entspannt. In den Kurven schneidet der Rumpf präzise und kontrolliert durchs Wasser, die Kurvenlage erweist sich als sicher und stabil. Da können auch ein paar übermütige Schlenker nichts ändern, die Fahrt bleibt in der Spur und unter Kontrolle. Mangels Seegang kreieren wir uns selbst ein paar nette Wellen, die Bavaria SR33 hat auch damit keine Probleme. Denn bei Welle hilft das grosse Volumen im Bug, das Boot gleitet ganz unaufgeregt und kraftvoll über die hohen, kurzen Wellen hinweg. Hier zeigt sich der Einbezug von Experten: die Fachleute des Naval Architects Büros Micad haben den Rumpf für schnelle und sichere Fahreigenschaften optimiert.
Ganz schön prickelnd, so über den See zu rauschen. Das GFK-Schiebedach unseres Hardtops über dem vorderen Teil des Decksbereiches ist geöffnet und der Fahrtwind geht hindurch, doch hinter der grossen Frontscheibe ist es warm.
Bald nehmen wir etwas Fahrt weg, das Heck sackt jedoch nur ganz leicht ein, nun sind wir wie in Semi-Verdrängerfahrt. Unsere bisher erreichte Maximalgeschwindigkeit lag übrigens bei 32 Knoten. Eindrücklich und für einen kleinen Sprint ein pures Vergnügen. Als zügige Reisegeschwindigkeit empfehlen sich die gut 20 Knoten, die wir als ausgesprochen komfortabel registrieren. Auch auf dem See ist ‹die Neue› einfach nur angenehm!