Für die IMOCA-Regatten, die mit einer Zweierbesatzung gesegelt werden, haben sich die beiden Schweizer Skipper Roura und Koster zusammen-
getan. Beide kennen sich aus ihrer Mini-Zeit, als beide 2013 bei der Mini-Transat über den Atlantik segelten.
Simon Koster kennt die Hektik vor dem Start. Wer wie WAVE auf dem Ponton an der Vendée Globe 2016 stand, wo Alan 2016 seinen ersten Auftritt im IMOCA-
Zirkus hatte, sah unter Deck Elektroniker Koster, der fiebrig versuchte, das Drahtgewirr von La Fabrique in funktionierende Instrumente zu verwandeln. Auch jetzt wurde Co-Skipper Koster buchstäblich ins kalte Wasser geworfen und legte nach seinem Teameintritt im Februar eine steile Lernkurve hin. Nach dem Einwassern der schwarz-gelben Hublot-Rennyacht im März begann bis zur ersten Zweihand-Regatta, der Bermudes 1000 im Mai, eine intensive Trainingsphase.
Beide Skipper haben in der Zwischenzeit eine Familie gegründet, doch der Wunsch des Offshore- und Wettkampfsegelns steht immer noch im Vordergrund. Alan suchte einen passenden und zuverlässigen Co-Skipper und Simon interessierte sich für ein längerfristiges Engagement. Beim Rolex Fastnet Race hatte das Duo die Möglichkeit, die Fähigkeiten ihrer Hublot auszuloten. Die Aussicht auf mehr als 40 Knoten Wind in Kombination mit starker Strömung war nicht gerade verlockend. Doch der Härtetest steigerte das Vertrauen in das Boot von Alex Thomson. «Wir wissen jetzt, dass wir es am Wind nicht besser machen können, also stellen wir uns keine Fragen mehr, sondern beis-sen die Zähne zusammen, meinte ein zufriedener Alan Roura. «Dafür lassen wir die Pferde los, sobald wir können. Es war nicht so schlimm wie bei den vorherigen Rennen! Sobald der Wind nachlässt, ist es wirklich sehr schwierig, aber auf dem Vorwindkurs springt die Maschine an, es ging voll ab, in Winkeln, die ziemlich eng blieben, wo das Boot nicht einmal sein bestes Potenzial hat. Schade, dass das Rennen nicht noch drei Stunden länger gedauert hat!»
Das Handicap der Karbonrakete ist offensichtlich: beim Amwindkurs sind andere Boote mit L-Foils schneller. Die von Alex Thomsons Team für die nächste Vendée Globe entwickelte IMOCA ist mit ihren C-Foils mehr fürs Gleiten als auf Amwindkurse ausgeleg Jedes Rennen bringt mehr Erfahrung und mehr Daten zur weiteren Optimierung. Mit dem detailverliebten Deutschschweizer Koster hat Roura den idealen Sparringpartner gefunden, der ihn ergänzt. Der junge Skipper betonte seine eigene Entwicklung in Bezug auf sein Verhalten an Bord: “Das Positive ist, dass wir unter diesen Bedingungen die Zuverlässigkeit des Bootes gut testen konnten. Wir haben es ihm gezeigt und jetzt wissen wir, dass wir fröhlich weiterfahren können: Es hält! Ich habe das Gefühl, dass ich auch in dieser Hinsicht freier werde, in meiner Fähigkeit, die Maschine zu ziehen. Selbst Simon hat mir zwischendurch gesagt, dass ich mich sehr anstrenge! Das zeigt mir, wo die Grenzen des Bootes liegen, und im Grossen und Ganzen ist es okay zu fahren! Es ist ein echtes Hochgeschwindigkeitsboot, es braucht Hochgeschwindigkeit. Idealerweise nur nicht am Wind (lacht).”
Es war Alex’ Wette, dass er alles auf den Wind setzen würde, der bei einer Weltumsegelung vorherrscht. Angesichts der immer vielseitigeren Boote der neuesten Generation, die von talentierten Skippern mit jahrzehntelanger Erfahrung gesegelt werden, stellen Alan und Simon fest, dass die neuen Rennyachten bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 20 Knoten in allen Gangarten praktisch “unerreichbar” sind. Auf die regelmässig gestellte Frage, ob sie die Foils nicht ändern sollten, um “in die Ränge zu kommen”, antwortet der Segler kategorisch: Nein. Die Foils zu ändern würde bedeuten, dass man die Foilschächte und deren Position ändern müsste. «Das wäre eine Baustelle, die über eine Million Euro verschlingen würde, das ist nicht in der Grössenordnung unseres Projekts, erklärt Roura. «Und es entspricht auch nicht der Philosophie des Bootes. Es wurde so gebaut und wir wussten das, als wir es gekauft haben. Wenn wir es gewählt haben, dann nicht, um seine Essenz zu ändern».