Heisses Pflaster

Im Olympiajahr rückt die südfranzösische Hafenstadt in den Fokus der Segler. Vor etwas mehr als 10 Jahren war Marseille europäische Kulturhauptstadt und das brachte mehr Museen ans Mittelmeer. Das MaMo, das J1, MuCEM, das Musée des Arts Africains, Océaniens et Amérindiens: Marseille bouge, aber nicht nur kulturell.

Der junge Mann am Nebentisch gestikuliert wild mit dem Smartphone herum und sucht alle seine Taschen ab. Dann beugt er sich zu mir herüber „T’as du feu?“ Mit dem ersten tiefen Zug lehnt er sich zurück und blinzelt in die Sonne. Vor dem Strassencafé braust der Verkehr, doch dahinter, nach dem Meer von Booten und Yachten, spürt man das richtige Meer. „Mein Urgrossvater kam aus Italien, wollte nach Amerika, verpasste das Schiff und blieb hier,“ sinniert der Raucher neben mir. „Ich wollte immer weg und bin immer noch hier. J’ai Marseille dans ma peau.“ Er spricht die beiden Seiten der Stadt an, die dunkle und die strahlend helle.

Er hiesse eigentlich Riccardo, Richard auf französisch klinge aber langweilig, seine Freunde nennen in deshalb Ric. So wie Rick alias Bogart im Film Casablanca? frage ich. Kennt er nicht, ist wohl zu alt der Streifen. Ja, Belmondo und Delon als klassische Gangster im Marseille der Banden und Gangs, das kennt er noch, wie hiess noch der Film? Ach ja, Borsalino. Apropos Film: Ein Freund von ihm hatte eine Statistenrolle im Film „Taxi“ von Luc Besson, der hier spielte. Er war im richtigen Moment am richtigen Ort und dann im richtigen Film. Sonst sei in Marseille Improvisieren angesagt. Man müsse schnell sein, flexibel. Die Stadt ändere sich ständig wie seine Laune. Wenn er morgens deprimiert durch die Strassen laufe, dann reiche ein Nachmittag mit Blick aufs Meer und alles sei wieder gut.

Er spricht ohne den typisch provenzalischen Akzent, mit dem „ang“ am Ende der Wörter. Die Klischees sterben aus, erklärt er mir. Der typische Alte, Zigarette im Mundwinkle, Casquette auf dem Kopf, sieht man nur noch selten. Marseille ist etwas für Junge, Dynamische, Kreative. Auch wenn ihn die Galerien stören, die mitten in den alten Vierteln aufmachen („c’est pour les mecs qui ont du fric“). Doch die neuen Museen seien schon sehr schön. Wo vorher öde Industrie war, ist heute der Blick frei aufs glitzernde Blau.

Bei einer zweiten „Clope“ (Zigarette)    skizziert mir Ric sein nächstes Projekt.

Für den Sommer will er mit einem fahrenden Marktstand die Strände und Calanques mit Essen und trinken versorgen. Wenn auch die Stadt und die Trends ändern, „la bouffe, ça reste toujors“.

Seine „Carriole“ soll künstlerisch verziert sein – wie die Verkaufswagen zur Eröffnung des Museums Marseille-Provence. Ric springt auf und gibt mir noch einen Tipp: „Bestelle keine Bouillabaisse an Tagen mit Mistral,“ blinzelt er, „dann fährt nämlich kein Fischer raus. Du bekommst also nur Tiefkühlfisch aufgetischt.“

Spricht’s und verschwindet im Gewusel auf dem Boulevard.

Marseille und das Meer

Marseille mit seinen jährlich mehr als 100 nautischen Veranstaltungen ist auch international für die Ausrichtung hochstehender Wassersportevents bekannt, wie beispielsweise Segel-Weltmeisterschaften oder den Sail GP. Segeln ist in Frankreich sowieso Nationalsport, aber hier in der Küstenregion des Departements Bouches du Rhône erfreut sich Wassersport ausgesprochen grosser Beliebtheit, was sich auch in den 51 Segelclubs zeigt. 13‘000 Menschen haben einen Segelschein und der volle Vieux Port spricht Bände. Bei der Société Nautique de Marseille am Quai de Rive-Neuve haben auch ein paar schöne Klassikyachten festgemacht – Yacht-

spotting lohnt sich.

NOUVEAU: Der Olympiahafen

Der neue Olympiahafen liegt an bester Adresse. Dieses elegante Wohnviertel im 7. Arrondissement ist bekannt für seine zahllosen Villen, Treppen und Aussichtspunkte, von denen aus man die Notre-Dame de la Garde, die Corniche und die vorgelagerten Inseln sehen kann.  Der Hafen ist ein schönes Beispiel für modernes Design und Funktionalität. Aus der vorherigen nautischen Basis Roucas Blanc entstand eine neue Marina mit atemberaubender Kulisse für die olympischen Segelwettkämpfe. Die state-of-the-art Einrichtungen und die erstklassige Infrastruktur machen Marseille damit zu einem idealen Austragungsort für diesen prestigeträchtigen Event.

Die malerische Umgebung und das klare blaue Wasser schaffen eine spezielle Atmosphäre, die sowohl Athleten als auch Zuschauer begeistern wird. Der Olympiahafen ist nicht nur Schauplatz für sportliche Wettkämpfe, sondern auch ein Ort der Begegnung und des Austauschs. Mit zahlreichen Restaurants, Geschäften und Unterhaltungsmöglichkeiten bietet die Marina viel Abwechslung für Besucher jeden Alters.

Nicht nur die neue Marina wird dazu beitragen, dass die olympischen Segelwettkämpfe für alle Beteiligten zu einem Erfolg werden. Auch für die Zuschauer und Besucher ist gesorgt. Auf der Corniche J.F. Kennedy werden Zuschauertribünen aufgestellt, von denen aus man die Regatten in Landnähe beobachten kann. Alle Wettkämpfe werden auch auf der grossen Esplanade des Mucems zu sehen sein, wo eine “Live-Site”, eine “Fanzone” mit Übertragungen auf eine Riesenleinwand, eingerichtet wird. Das olympische Dorf befindet sich im Prado-Park, die Unterkünfte sind Wohn-Container „Made in Marseille“.

Die Segeldelegation für die Olympischen Spiele Paris 2024 nimmt Form an. Nach den Selektionen von Maud Jayet (ILCA 6) sowie Sébastien Schneiter und Arno de Planta (49er) im September 2023 hat Swiss Olympic nun Yves Mermod und Maja Siegenthaler (470 mixed) sowie Elia Colombo (iQ-Foil) definitiv selektioniert. Beide haben an den Weltmeisterschaften der Olympischen Klassen im Sommer 2023 in Den Haag (NED) jeweils einen Quotenplatz für die Schweiz ersegelt.

Bereits zum dritten Mal an den Olympischen Spielen dabei ist dagegen Maja Siegenthaler – diesmal mit Yves Mermod (beide TYC). Nach Rio 2016 und Tokio 2021 – beide Male mit ihrer damaligen Steuerfrau Linda Fahrni – formierte sie vor gut zwei Jahren mit Yves Mermod ein 470-Mixed-Team. Bei der olympischen Premiere des 470 als Mixed-Klasse darf man gespannt sein, welche bekannten und welche neuen Namen für Furore sorgen werden.

Die genannten Seglerinnen und Segler werden ab dem 26. Juli vor Marseille (FRA) an den Start gehen. Für die beiden weiteren Quotenplätze – Formula Kite Frauen und iQ-Foil Frauen – müssen die entsprechenden Selektionen noch vom Selektionsausschuss des Swiss Sailing Teams und anschliessend von Swiss Olympic bestätigt werden. Insgesamt ist die Segelnation Schweiz dann in maximal 6 Klassen mit total je 4 Athletinnen und Athleten bei den Olympischen Spielen 2024 vertreten.

In diesen 10 Wettbewerben werden

vom 26. Juli bis 8. August olympische Segelmedaillen vergeben:

•               Herren Jolle – ILCA 7

•               Damen Jolle – ILCA 6

•               Herren Skiff – 49er

•               Damen Skiff – 49erFx

•               Herren Kitesurfen – Formula Kite Klasse

•               Damen Kitesurfen – Formula Kite Klasse

•               Herren Windsurfen – iQFoil

•               Damen Windsurfen – iQFoil

•               Mixed-Jolle – 470

•               Mixed Mehrrumpfboot – Nacra 17

www.olympics.com

www.swiss-sailing-team.ch

www.marseille-tourisme.com

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