In Portofino gibt es einen exklusiven, den meisten unbekannten Ort, von dem aus man die Atmosphäre der berühmten Piazzetta mit Meerblick geniessen kann. Es handelt sich um die Terrasse der Ava-Gardner-Suite im Hotel Splendido Mare, das heute ein prächtiges, kleines Juwel der Belmond-Kollektion ist. Von dieser Terrasse aus schweift der Blick über das Dorf und den kleinen Hafen, in dem die Segelyachten liegen, die an den traditionellen Frühjahrsregatten teilnehmen, die vom italienischen Yachtclub organisiert werden.
In der Flotte renommierter Yachten findet sich neben den Solaris und Ice Yachts (Partner der Edition 2024), ein einzigartiges Schiff auf dem neuesten Stand der Technik: FlyingNikka. Eigner Roberto Lacorte bezeichnet sie als „erste einer neuen Generation von Offshore-Monohulls“. Mit 19 Metern Länge fliegt sie mit der gleichen Foiling-Technologie wie die aktuellen America’s Cup Boote über das Wasser, aber mit einem grösseren Einsatzbereich auf offener See. Wir sind über Wellen von mehr als 2 Metern Höhe geflogen, und das mit einer Höchstgeschwindigkeit von 36 Knoten, was fast 70 km/h entspricht – auf dem Wasser noch beeindruckender. Ganz zu schweigen vom Adrenalinschub bei den Manövern mit erstaunlicher Querbeschleunigung. Schon sehr eindrücklich, was modernste Technologie und Windkraft ganz ohne Motorantrieb leisten können.
Doch zurück an Land. Der Salon des Splendido Mare ist ein intimer und gemütlicher Ort, wie die gesamte Anlage, die in einem schlichten und raffinierten Stil eingerichtet ist und von der Kultur des Ortes erzählt. Hier treffe ich Roberto Lacorte zu einem Gespräch nach einer meiner aufregendsten Fahrten. Serviert wird Portofino Gin, der ausschliesslich aus lokalen Pflanzen des Berges oberhalb von Portfino gewonnen wird.
Wave: du bist ein erfahrener Eigner, worauf hast du bei einem solch innovativen Projekt geachtet?
Roberto Lacorte: Mit der FlyingNikka habe ich versucht, die Foiling-Technologie, auf einen Bootstyp zu übertragen, der bisher nur dem America›s Cup vorbehalten war. Eine Herausforderung wie in meinem Berufsleben, denn ich liebe es, neue Dinge zu tun und sie mit anderen zu teilen. Vor allem in der Welt des Segelns, die mir sehr am Herzen liegt, und bei welcher ich eine eher romantische Vergangenheit habe. Ich begann das Segeln mit meinem Vater, wir sind mit einem Segel-Gozzo zum Fischen gefahren. Im Gegensatz dazu segeln wir heute bei zweieinhalb Meter hohen Wellen und Windböen von bis zu 23 Knoten und haben einen Riesenspass, aber alles unter Kontrolle. Das ist das Tolle daran, auf Maschinen zu segeln, die es schaffen, die Energie des Windes sehr effektiv zu nutzen, genauso wie ein traditionelles Boot, aber mit einer Geschwindigkeit, die nicht vergleichbar ist.
Wie kam es zu diesem Übergang vom romantischen Segeln zum Nonplusultra der Technik?
Man braucht zwei Dinge. Erstens eine Leidenschaft für das Meer, denn Segeln ist nicht nur ein Sport, sondern eine Kultur, die sich auf einem faszinierenden und liebenswerten, aber auch respektfordernden Element, dem Meer, bewegt. Ich sage immer, dass mein Blut salzig ist, weil ich immer untrennbar mit dem Meer verbunden gelebt habe. Es braucht diese Leidenschaft, die aus dem Meer selbst kommt. Wenn man es auf diese Weise erlebt, kann man die verschiedenen Aspekte verstehen, den romantischen eines Holzbootes und den eher leistungsorientierten und technologischen, der eine andere Art von Emotion auslöst. Und dann gibt es noch eine Person an meiner Seite, die mir Energie, Kraft und Unterstützung gibt: meine Frau. Sie ist die leidenschaftlichste Befürworterin von allem, was ich auf dem Boot mache. Wir sprechen über das Meer, wir haben dieses Projekt geteilt. Das ist wichtig, sonst würde es sehr kompliziert werden.
Du bist auch Autorennfahrer. Bietet das Foiling-Segeln mehr Adrenalin als der Motorsport?
Sie sind sich sehr ähnlich, es gibt viele Gemeinsamkeiten zwischen dem Segel- und dem Motorsport, beim Segeln mit 40 Knoten erreicht man verrückte Adrenalinspitzen, denn wir sind mit einer Technologie unterwegs, die zu noch unbekannten Leistungsniveaus führt, mit komplexen und unerprobten Situationen. In diesem Fall bieten das Adrenalin und das Unbekannte sehr starke Emotionen.
Im Motorsport tritt man gegen ähnliche Autos an, bei FlyingNikka ist es ein Wettlauf gegen die Zeit, gegen die Verbesserung der eigenen Leistung. Was ist Zeit für dich?
Zeit ist ein grundlegendes Element in meinem Leben, was mein Unternehmen betrifft, das als erstes mit einer neuen Lösung auf dem Markt ist; im Motorsport ist es die Zeit, die in der Qualifikation vor dem Rennen gemessen wird; bei FlyingNikka wird die Zeit zu einem zentralen Element. Mit dieser Foiling-Technologie haben wir die physischen Grenzen des traditionellen Bootes überwunden, also haben wir eine gewisse Zeitbarriere überwunden. Während wir auf andere Boote warten, die unserem ähneln, sind neue Projekte in der Pipeline, darunter das von Giovanni Soldini mit der Unterstützung von Ferrari. Wir segeln, um die ersten in Echtzeit zu sein und einige Rekorde zu brechen, darunter den der 151 Miglia Trofeo Cetilar und auch die Bestleistung Montecarlo-Porto Cervo zu unterbieten, die von Soldini gehalten wird.
An diesem Projekt ist ein Partner aus der Uhrenindustrie beteiligt, der das Konzept der Avantgarde schon im Namen trägt…
Wir hätten uns keinen besseren Partner wünschen können. Tag Heuer ist der Partner, der am meisten mit unseren Werten übereinstimmt, denn Tag steht für Techniques d›Avant Garde. Vergessen wir nicht, dass es das Unternehmen ist, das die Messung von Tausendstel- und Zehntausendstelsekunden eingeführt hat. FlyingNikka ist Technologie für Herausforderungen, die mit Zeit gemessen werden. Ich teile die Philosophie von Tag Heuer, Emotionen in sehr intensiven und manchmal vielleicht riskanten Momenten zu teilen. Momente, in denen man merkt, dass man an die Grenze geht. Das Limit wird in Sekundenbruchteilen, in Millisekunden angegeben, die Beständigkeit kommt daher, dass man immer am Limit ist.
Du trägst also den passenden Zeitmesser am Arm…
Auf der FlyingNikka gibt es Spitzentechnologie, aber auch eine grosse menschliche Komponente. Das möchte ich wirklich betonen, denn ohne die Unterstützung und den Zusammenhalt meiner Crew hätten wir so etwas nie machen können. Wir sind eine wunderbare Familie, sie hängen sehr an mir und an diesem Projekt. Was den solarbetriebenen Acquaracer angeht, den wir sowohl an Bord als auch an Land tragen, so muss sich die Forschung heutzutage in Richtung erneuerbare Energietechnologien und Nachhaltigkeit bewegen, und in die gleiche Richtung gehen wir auch bei der Entwicklung unseres Bootes.
Tag Heuer ist sehr stark in den Motorsport involviert und hat mit dem America’s Cup ein eigenes Erbe. Könnte dies zu einer zukünftigen Herausforderung werden?
Der America’s Cup ist für jeden Segler, Eigner oder Steuermann ein Traum, so wie ein Fahrer davon träumt, die 24 Stunden von Le Mans zu fahren. In der Zwischenzeit haben wir uns dieser Art von Technologie mit FlyingNikka genähert, einem Boot, das einem AC75 America›s Cup Boot sehr ähnlich ist, aber auf dem offenen Meer segeln kann. Ich muss sagen, dass ich mir diesen Schritt heute viel konkreter vorstellen könnte, flankiert von einer Crew wie der meinen, aber zunächst muss man alle Elemente in Einklang bringen, um einen guten Job zu machen. Es wäre sicherlich ein so wichtiger Schritt, der zusammen mit meinem Bruder Andrea (auch ein leidenschaftlicher Segler, Anm. d. Red.) in dem Stil bewertet werden müsste, mit dem wir die wichtigen Dinge in unserem Leben getan haben, angefangen bei dem Unternehmen, das wir aufgebaut haben. Bislang habe ich an sechs Ausgaben der 24 Stunden von Le Mans teilgenommen. Ich hätte mir nie vorstellen können, so viele Rennen zu fahren, warum also nicht auch vom America’s Cup träumen?
www.yachtclubitaliano.it
www.tagheuer.com
www.belmond.com