JEANNEAU DB 43 – FANTASTIK

Anspruchsvolle Eigner möchten heutzutage möglichst viel Nutzen in einem Boot vereint haben. Tagesausflug, Wochenend- oder Langstreckentörn von A nach B, schnelle Gleitfahrt und effizienter Cruisingspeed mit hohen Reichweiten – gibt es so ein Boot? WAVE hat in Cannes einen vielversprechenden Kandidaten gefunden.

Letzten September am Yachting Festival Cannes verheissungsvoll vorgestellt, lag die neue Jeanneau-Motoryacht jetzt in echt am Steg. Vergessen sind die blumigen Pressemitteilungen, die aus jedem visuellen Gag gleich eine Designrevolution machen. Jetzt ist die Stunde der Wahrheit da. Zugegeben, mit den ausgeklappten Seitenterrassen macht die DB 43 schon mächtig Eindruck und kann so selbst längeren Konkurrenten die Schau stehlen.

Wo die Entwicklungsabteilung jedoch für einmal sogar untertrieben hat, ist bei der Bezeichnung DB für Day Boat. Zwar gab es in den Achtzigerjahren bereits ein DB-Modell von Jeanneau, aber damit hat der neuste Wurf rein gar nichts mehr am Hut. Auf 43 Fuss haben der italienische Designer Camillo Garroni und der amerikanische Architekt Michael Peters Yacht Design eine ganze Menge von Möglichkeiten in schnittiger Schiffsform verpackt. Man hat sich sehr genau am Markt umgesehen und trendige Features übernommen, mit Bewährtem kombiniert und daraus ein multifunktionales Boot konzipiert. Dass die eierlegende Wollmilchsau trotzdem gestylt und kraftvoll auf dem Wasser liegt, verdankt sie einem klaren und durchdachten Design – die Jeanneau-typische elegante Funktionalität zieht sich durch die ganze Yacht. Ausserdem geniesst Michael Peter als einer der besten Bootsarchitekten internationales Ansehen und arbeitet seit über 30 Jahren mit Jeanneau zusammen. Er hat die Entwürfe für die legendären Modellreihen Cap Camarat und Leader geliefert und so zur Erfolgsstory von Jeanneau ganz entscheidend beigetragen.

Nickel!

Fast wie bei einer Segelyacht ist der Decksplan in Arbeits-, Social- und Relaxzonen unterteilt. Beginnen wir bei der Kommandozentrale. Klassisches Setting mit Doppelsitz vor einer eindrucksvollen Konsole, daneben ein weiterer Platz für einen Mitfahrer. Die Sitze waren ein eigenes Projekt innerhalb des Yachtprojektes, der Effort hat sich gelohnt. Ergonomisch und funktionell, bieten sie einen perfekten Sitz- und Stehkomfort hinter der Windschutzscheibe. Mit einem ausklappbaren Standbrett kann man sich im Stehen den Fahrtwind ums Haar wehen lassen, das Schiebedach öffnet sich auf Knopfdruck. Angenehmer ist man jedoch geschützt unterwegs, vor allem, wenn man mit mehr als 30 Knoten übers Wasser fliegt. Schub liefern beim Innenborder (unser Testmodell) zwei Volvo D6 360 HP. Die versprochene Spitzengeschwindigkeit von 34 Knoten verpassen wir nur knapp, aber das ist ja auch schon flott genug. Ausserdem ist die Jeanneau DB 43 dank den Designlinien und dem senkrechten Steven bereits optisch sehr schnell.

Als Aussenborder-Konfiguration empfehlen sich drei Mercury Verado 350 HP, die dann (leider) den schönen Platz auf der Heckplattform belegen. Mit genug Volvo-Power fährt unsere Test-DB43 ruhig und souverän durch Kurven und über die eigene Heckwelle und meistert die ruppige See an den Testtagen mit Bravour. Michael Peter versteht eben sein Handwerk und dieses Unterwasserschiff ist der beste Beweis dafür. Familie und/oder Freunde werden die Seegängigkeit zu schätzen wissen, auch wenn der Skipper mal die Hebel auf den Tisch legt. Das Fahrvergnügen kann übrigens von total 11 sitzenden Personen genossen werden, die alle in Fahrtrichtung blicken.

Vachement bien!

Natürlich kann die DB43 schnell sein, aber sie muss es nicht. Bei einem angenehmen Cruisingmodus kann gekocht und serviert werden, dieses Mal mit Blick auf die Gäste. Mit dem Umklappen des Tisches und der Sitzlehnen passt man die Relaxzone dem Apéro- oder Restaurantbetrieb an. Martin Meyer, Jeanneau-Projektleiter und Marketingverantwortlicher demonstriert die Verwandlungskünste mit sichtlichem Stolz. Jeanneau hat sich hier in ein Luxussegment vorgewagt, aber der Schritt ist gut durchdacht und fundiert. Es blieb dabei nicht nur bei gefälligem Design, sondern perfekt umgesetzte Funktionalität ist inklusive. Extra-Stauraum für Abdeckteile der Pantry und die Relingstützen der Heckterrassen – man hat es nicht beim Clou belassen, sondern weitergedacht und praktische Lösungen integriert. Gut verteilte Haltegriffe, Abdeckhauben für die Zuleitungen vom Quai für Strom und Wasser, Körbe in den Staufächern im Bodenteil mögen wie Kleinigkeiten wirken, man schätzt sie aber als gewissenhafter Wassersportler sehr. Und man spürt, dass hier keine weltfremden Designkünstler am Werk waren, sondern passionierte Fachleute, die selbst oft und gerne ihre Zeit auf dem Wasser verbringen.

Formidable!

So geschützt man mit dem hohen Schanzkleid und dem Hardtop unterwegs ist, so offen zeigt sich die DB43 vor Anker – dank den beiden Heckterrassen und der Plattform in einen Beachclub mit viel Liegefläche. Der ganze Liegeblock kann elektrisch hochgeklappt werden, darunter kommt willkommener Stauraum z.B. für Wassersporttoys zum Vorschein. Die Heckplattform kann ebenfalls abgesenkt werden und z.B. den Tender aufnehmen.

Für den Sundowner bietet sich dann auch der Bugbereich an, wo man seine Drinks geniessen (und in den Getränkehaltern auch bequem abstellen) kann. Mit der Dämmerung zieht dann die Neue weitere Register für eine stimmungsvolle Ambiance. Den versenkbaren Lampen und Säulenform auf dem Pantryblock der Aussenküche und auf dem Vorschiff sei Dank… und die indirekte Beleuchtung setzt innen und aussen das Tüpfelchen aufs i.

Das Day Boat ist auch ein perfektes Nightboat. Wer spartanisch organisierte Schlafkojen erwartet, erlebt sein blaues Wunder – schliesslich peilt Jeanneau ja den Luxusmarkt an, da muss schon etwas geboten werden. Zwei Versionen stehen zur Auswahl: entweder zwei Kabinen, zwei Badezimmer oder zwei Kabinen, ein Bad und ein Breakfast Point ­– eine kleine Pantry für den schnellen Snack oder den morgenlichen (N)espresso, befindet sich doch besagte Maschine gleich auf einem Auszug im Schrankfach. Lavabo, Mikrowelle und viel Stauraum runden die Miniküche ab.

Beide Kabinen nützen die gesamte Yachtbreite aus. Die helle Eignerkabine wurde im Vorschiffplatziert, die Gästekabine mit einem Doppel- und einem Sofabett befindet sich mittschiffs. Beide punkten mit viel Stauraum und guten Belüftungsmöglichkeiten. Höchst angenehm auch das Bad mit einem abgetrennten Duschteil.

Chouette !

Auf dem Day Boat lässt sich problemlos auch ein ganzes Wochenende verbringen. Auch grosse Einkäufe können problemlos verstaut werden, je zwei Kühlschränke in der Aussenküche und einer im Breakfast Point halten Frisches frisch. Wenn man dann trotzdem zurück in den Hafen muss, lässt sich dies völlig stressfrei bewerkstelligen. Manövriert wird per Joystick und die clevere Bordtüre beim Steuerstand ist perfekt fürs Längseits gehen. Mit einer Hand am Joystick und einer für die Leinen, kann man das sogar alleine handeln. Die Belegklampen befinden sich praktischerweise in Griffnähe.

Man kann Jeanneau zu dieser Yacht nur gratulieren. Das Konzept von Premium-Dayboat, Express-Cruiser und Beachparadies überzeugt. Die stilvolle Umsetzung, gepaart mit Eleganz, Komfort, cleverem Design und Jeanneau-typischer Seetüchtigkeit spricht für sich selbst. Und die sehr gute Verarbeitung zeigt sich nicht nur an der wirkungsvollen Schallisolation des Volvo-Diesels, sondern auch in Form von luxuriösem Leder, hochwertiger Polsterung und kunstfertiger Holzarbeiten, die auch verwöhnte Yachtkunden begeistern kann. Die neue Day Boat Linie der Bootsbauer an der Atlantikküste  trifft mit seiner Multifunktionalität exakt den Zeitgeist. Bravo, Jeanneau!

T: Stefan Detjen

F: Werft/Regina Detjen

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