Nathalie Pohl – Die Angst vor kaltem Wasser


Zug um Zug um Zug – sie zählt ihre Armzüge, um bei Wassertemperaturen von 14 Grad mental stark zu bleiben. 40.000 Züge braucht man für die Passage des Nordkanals. In Irland gestartet, kommt Nathalie Pohl nach 41 km Dauer-schwimmen und 11:05 Stunden in Schottland an Land. Mit dieser Querung hat sie das Ziel erreicht, dass sie seit 10 Jahren verfolgt: Die Ocean’s Seven. 

Der Nordkanal war die letzte und auch die härteste Etappe der Freiwasser-Challenge, bei der man sieben schwer zu bezwingende Kanäle weltweit durchschwimmt. Nathalie Pohl aus Marburg hat sie nicht nur als erste deutsche Frau geschafft, sondern nebenbei noch Geschwindigkeits-Weltrekorde aufgestellt. Ihre Auszeichnung als Finisher dieser Königsklasse teilt sie mit nur 33 anderen Kanalbezwingern und -bezwingerinnen weltweit. Eine unglaubliche Leistung! Wieso wird man zur Extremschwimmerin und was bedeutet es, stundenlang im kalten Meer allein zu sein? WAVE hat Nathalie gefragt.


Eine unglaubliche Leistung!  Wieso wird man zur Extremschwimmerin und was bedeutet es, stundenlang im kalten Meer allein zu sein? Wir haben Nathalie gefragt. 

Wave: Was denkst du – wie viele Kilometer bist du in deinem Leben bereits geschwommen?

Nathalie Pohl (nachdenklich): Oh, das ist schwer nachzurechnen. Wahrscheinlich mindestens einmal um die Welt. Aber genau weiss ich das nicht. Denn meine Kindheit und Jugend habe ich grösstenteils im Hallenbad verbracht. Dort schwamm ich unzählige Beckenkilometer bei Trainings und Wettbewerben. Nachdem ich mit 5 Jahren im Urlaub schwimmen gelernt habe und gleich darauf meinen ersten Wettkampf gewonnen hatte, war ich von dem Sport infiziert. Das war der Startschuss für meine Laufbahn. Kurz vor dem Abitur habe ich die Lust am Bahnen-Schwimmen verloren und an dem Stress, den der Leistungssport generell mit sich bringt. Noch mehr Trainingszeit zu investieren, nur um noch schneller zu sein, war kein erstrebenswertes Ziel mehr für mich. Ich hatte genug vom Hallenbad und wollte sogar mit dem Schwimmen aufhören. 

Und jetzt bist du Extremschwimmerin. Wie kamst du dazu?

Es war wohl Bestimmung, dass mir das Buch von Lynn Cox «Die Eismeerschwimmerin» in die Hände fiel. Ich war fasziniert von ihrer Geschichte und habe nach Ende des Buches beschlossen, Langstreckenschwimmerin zu werden. Mein erstes Ziel: den Ärmelkanal zu durchqueren.

Wow – war das ein realistisches Ziel? Du hattest doch noch keine Erfahrung mit Freiwasser und warst noch nicht mal 20 Jahre alt.

Ja, viele hielten mich für verrückt (lacht). Aber wenn ich mir etwas in den Kopf setze, dann ziehe ich es auch durch. Meine Familie hat mich seit meiner 1. Schwimmstunde glücklicherweise unterstützt und deshalb konnte ich es mir leisten, mir ein kleines Team zusammenzustellen, bestehend aus einem Coach und einem Trainer. Ihnen habe ich von Anfang an vertraut und sie fanden es nicht eigenartig, dass ich ohne Erfahrung im Freiwasser den Ärmelkanal durchqueren wollte. Der Beginn einer super Zusammenarbeit. 

Zuerst habe ich mich bei Schwimm-Events auf Binnenseen gemessen. Bei den See-Querungen am Bodensee und Zürichsee konnte ich bereits Rekorde verzeichnen und mir damit beweisen, dass ich auch ohne Chlorwasser und Beckenrand Leistung abrufen kann. Der nächste Schritt war das Angewöhnen an Wasser, das kälter ist als die kuscheligen 23 Grad im Pool. 

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