Erste Adresse für Erfolg

Aller Anfang ist schwer, sagt das Sprichwort. Aber was ist, wenn der Start überaus fulminant war und man den Erfolg über 20 Jahre konstant halten will? Bei Esse Boats geht es nach zwei Jahrzehnten und dem Generationswechsel ungebremst weiter. WAVE stattete in Stäfa einen Besuch ab für eine Zwischenbilanz.

Man kennt die Geschichte, oder etwa doch nicht? Dann ganz kurz im Schnelldurchlauf: Josef Schuchter hatte die Vision eines modernen Daysailers, der schnell und trotzdem unkompliziert zu segeln war. Idee und Konzept by Josef Schuchter, Design by Umberto Felci. Der Rumpf in Sandwich-Bauweise wird in Glas-Epoxy in Italien (die Werft arbeitet exklusiv für Esse) gefertigt, Kiel, Ruder und der Endausbau ist Made in Stäfa. Nur sechs Monate nach dem Erstellen der Pläne kam damals im März 2004 die erste Esse 850 ins Wasser und funktionierte, ohne dass irgendwelche Änderungen nötig gewesen wären. Weitere drei Monate später konnten die neuen Yachten an der Sportboot Europameisterschaft auf dem Urnersee bei 50 teilnehmenden Booten bereits einen Doppelsieg landen. Und als die Esse 850 an der Boot Düsseldorf 2005 zum «European Boat of the Year» gewählt wurde, gelang auch der internationale Durchbruch. Die Esse 850 war nicht nur einfacher zu handhaben, sondern auch schneller als die Konkurrenz.

Diesem Konzept ist man bei Esseboats stets treu geblieben. 2009 folgte die grosse Schwester, die Esse 990, und 2011 die kleine, die Esse 750. Alle Boote überzeugen durch ihr einfaches Handling und ihre überragenden Segeleigenschaften. Eine eher kleine Modellanpassung erfolgte mit der Esse 850LE – sie basiert auf der bewährten Esse 850, wurde aber mit einem kürzeren Carbon-Mast, dem Verzicht auf ein Achterstag, einer Selbstwendefock und optional geringerem Tiefgang für das Einhandsegeln optimiert. 2019 folgte eine grössere Erweiterung des Portfolios: Mit der Esse 330 präsentierte Esseboats den ersten Weekend-Cruiser der Linie. Das Boot teilt sich den Rumpf mit der Esse 990, verfügt jedoch über ein komplett neu entwickeltes Decklayout, das das Handling alleine oder mit kleiner Crew deutlich erleichtert. Zudem überzeugt die Esse 330 durch einen schlichten, aber eleganten Innenausbau. Selbstverständlich steht sie auch in Sachen Performance den anderen Modellen in nichts nach.

Das 20-jährige Konzept von Esseboats verfängt auch heute noch. Unkompliziertes Segeln auf einem eleganten, schnittigen Boot fasziniert eben. Selbst Spitzensegler loben die Segeleigenschaften der Yachten von Esseboats. Sie mögen die Boote, weil sie am Wind durch die überragende Höhe und Geschwindigkeit unschlagbar sind. Gleichzeitig laufen sie auch bei Vorwindkursen unter Gennaker ausgezeichnet. Boote, die beide Eigenschaften haben, gibt es nicht viele.

Einige Normalsegler wurden vom Regattavirus angesteckt und können vorne mithalten. Denn Wettkampfsegeln auf der Esse ist körperlich auch für „reifere“ Crews zu bewältigen. Das Boot verzeiht auch mal einen falschen Trimm oder ein ungeschicktes Manöver. Doch wer wirklich richtig schnell sein will, muss auch alles richtig machen.

SCHÖNE VITESSE

Die Esse Yachten haben Speed in ihren Genen. Auch nach 20 Jahren garantieren ihre Risse immer noch genug Potential, um vorne mitmischen zu können. Das stellen sie bei Club- und Langstreckenregatten immer wieder eindrücklich unter Beweis, was sich durch aktuelle Resultate belegen lässt. Bei der diesjährigen Bol d’Or, der grössten Binnensegelregatta Europas, siegte die Esse 850 «Darnetal» in Genf nach berechneter Zeit. Dies ist bereits ihr zweiter Sieg an der Bol D’Or, neben einem zweiten und einem dritten Platz. Legendär auch der Sieg der Esse 990 «Fresh Pineapple», welche 2019 von Florida nach Kuba die Regatta «St. Petersburg – Havanna» gewann.

Aber allein mit tollen Regattasiegen lässt sich der Esse-Erfolg nicht erklären. Florian Schuchter nennt bei unserem Gespräch drei weitere Faktoren: den Family Spirit, die Beständigkeit und die Servicequalität. Er kümmert sich seit vier Jahren bei Esseboats um den Verkauf, ums Probesegeln, sein Bruder Stefan als Bootsbauer leitet die Werfttätigkeit der Schuchter Sportboot AG. «Wir verschicken Ersatzteile auch für ältere Boote in die ganze Welt,» führt Florian aus, «auch wenn selten etwas zu Bruch geht.»

Da die Schuchter Brothers auch selbst Regattasegler sind, verfügen sie über ein entsprechendes Netzwerk. Das kommt dann dem Esse-Kunden auf dem Gardasee zu Gute, der gerade seinen Gennaker zerfetzt hat. Ein Anruf in Stäfa genügt… und zum Erstaunen des Sportboot-Skippers wartet in der Marina schon ein Segelmacher auf ihn. Schöner Nebeneffekt: heute segeln die beiden zusammen. «Es vergeht selten ein Wochenende, an dem ich keine WhatsApp-Nachricht mit Fotos von Esse-Momenten erhalte,» fügt Florian hinzu und lächelt. «Und wenn es an Mannschaft für eine bestimmte Regatta mangeln sollte, spielen wir auch schon mal Crewbörse.»

Auch das Winterlager ist ein wichtiges Standbein der Schuchter Sportboot AG. Von den rund 65 Booten, die jährlich für den Service nach Stäfa kommen, sind etwa 75% Esseboats. Der regelmässige Kontakt mit den Kundinnen und Kunden bietet nicht nur die Möglichkeit, eine freundschaftliche Beziehung aufzubauen – er liefert auch wertvolles Feedback: Wie altern die Boote? Wo bestehen Verbesserungspotenziale? Worauf muss beim Bau neuer Modelle besonders geachtet werden? Diese Rückmeldungen fliessen direkt in die Weiter- und Neuentwicklung der Esseboats ein – praxisnah, fundiert und immer mit dem Anspruch, das Segelerlebnis weiter zu verbessern.

RENNER AUCH IM VERKAUF

Bisher konnten rund 300 Boote ausgeliefert werden. Die Hälfte der produzierten Boote bleibt in der Schweiz, die andere Hälfte wird rund um den Globus ausgeliefert. Zwar verbleiben die meisten Boote im nahen Ausland, doch auch in den USA, Australien oder Skandinavien trifft man auf Yachten von Esseboats.

Selbst bei Auslieferungen in weit entfernte Destinationen ist nach Möglichkeit einer der Schuchter-Brüder vor Ort – um das Boot optimal einzustellen und die Werft für den richtigen Service zu instruieren. So wird sichergestellt, dass die Boote auch tatsächlich so funktionieren, wie sie gedacht sind.

Ein prominenter Kunde ist der englische «Staubsaugerkönig» Sir James Dyson. Der Self-Made-Milliardär und leidenschaftliche Segler verliebte sich in St. Moritz auf den ersten Blick in das coole Esse-Sportboot und liess es sich an Deck seiner historischer Steam Yacht «Nahlin» liefern. So reist jetzt eine Esse 750 um die Welt, damit Sir James an Traumdestinationen seinem Segelvergnügen frönen kann.

Aber man muss kein Milliardär sein, um sich eine Esse leisten zu können. Natürlich hat Qualität ihren Preis, doch wer beim Preisvergleich genau hinschaut und rechnet, erkennt auch, dass im Esse-Basispreis so ziemlich alles bereits integriert ist, was bei Mitbewerbern optional und somit teuer dazugekauft werden muss.

Die Boote werden so verkauft, wie sie konzipiert wurden. Es gibt keine verschiedenen Rigg-Varianten, um etwa eine günstigere Aluminium-Ausführung anzubieten – wenn das Rigg, wie bei der Esse 330, aus Karbon vorgesehen ist, dann bestehen Mast, Baum, Salinge und auch der Boomkicker konsequent aus Karbon. Nur so kann sichergestellt werden, dass die Boote optimal funktionieren und den eigenen Ansprüchen in Sachen Performance und Qualität gerecht werden. Gepflegt sind auch die Details des hochwertigen Ausbaus. Schön die Esse-Schriftzüge in den sandgestrahlten Deckluken und auf den versenkbaren Klampen.

DOCH WAS IST DAS GEHEIMNIS VON ESSEBOATS?

Die Schuchter-Jungs segeln schon ihr ganzes Leben lang und nehmen regelmässig an Regatten teil. Auch wenn nicht alle Kunden ein Regattaboot suchen, überzeugt die Esse durch ihre Reduktion aufs Wesentliche: Sie ist schnell, einfach zu segeln und erlaubt reibungslose Manöver. Das macht sie nicht nur flink um die Bojen, sondern bringt auch Freude beim Segeln nach Feierabend.

Natürlich könnte man eine Esse zur Rennmaschine ausbauen – aber es fehlen dafür die stichhaltigen Argumente. Wahrscheinlich ist es genau die Einfachheit, die den Unterschied macht und Regatten gewinnen lässt. Die Seglerin oder der Segler kann sich ganz auf das Wesentliche konzentrieren, ohne sich Gedanken darüber zu machen, welches der sieben Vorsegel auf diesem Kurs wohl das schnellere wäre.

Diese Einfachheit ist auch genau das, was beim entspannten Feierabendsegeln gesucht ist: Eine Esse ist einfach zu bedienen – es fehlt an nichts, aber es ist auch nichts zu viel. So gewinnt man Regatten – und geniesst trotzdem eine entspannte Sonntagsausfahrt.

T: Stefan Detjen
F: ESSE/ZVG

www.esseboats.ch

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