Vom Everest zum Gral

Mit einem weiteren schönen Erfolg steigt die 36-jährige Genferin Justine Mettraux eine Stufe höhrer im Olymp der Hochseesegler. Ausgiebig feierte sie den Sieg ihres 11th Hour Racing Teams im The Ocean Race jedoch nicht, denn schon stand mit dem Rolex Fastnet Race ein nächstes Abenteuer auf der Agenda. Und das grosse Ziel heisst Vendée Globe…

The Ocean Race wird mediengerecht gerne als Everest des Meeres bezeichnet. Als weitere Steigerungsform bietet sich für die Vendée Globe, die solo gesegelt wird, vielleicht der Begriff «Gral» an? Aber auch andere Rennen haben es in sich – auch wenn sie noch nicht mit reisserischen Attributen verziert werden. Das diesjährige Rolex Fastnet Race ging durch harte Wetterbedingungen zu Beginn der Regatta in die Chronik ein. Justine und ihr Co-Skipper Julien Vilion bretterten mit gerefftem Gross über die Startlinie und fuhren dann mit einem klugen und kontrollierten Rennen auf den 7. Rang. «Les Jujus» segelten zum ersten Mal an der Tour de Bretagne auf einem Figaro zusammen und durch das gute Teamwork engagierte Justine den sympathischen Segler für alle Races, die 2023 im Doppel durchgeführt werden.

Ihre IMOCA «Teamwork.net» ist die ex-Charal 1 von Jérémie Beyou. Durch gute Beziehungen, einen weitsichtigen Sponsor und ein Quentchen Glück kam Powerfrau Mettraux zu diesem gut gepflegten Racer, mit dem sie gleich bei ihrem ersten Solo-Start in der anspruchsvollen Klasse eine Glanzleistung hinlegte. Im gros-sen und hochkarätigen Starterfeld des Transatlantikklassikers Route du Rhum platzierte sie sich mit Platz 7 unter den Top Ten der internationalen Segelelite. Damit war sie nicht nur die beste weibliche Skipperin des Rennens, sondern auch die beste nicht-französische Teilnehmerin in der Phalanx der Segelstars aus der Grande Nation.

Als erste weibliche Schweizer Skipperin wird Justine im Herbst 2024 am Vendée Globe Rennen um die Welt in See stechen. Angst kennt die ausgebildete Lehrerin nicht. Wenn sie etwas fürchtet, dann ist es die Müdigkeit. Was sie an ihren männlichen Kollegen an Muskelkraft unterlegen ist, will sie durch kluges Wetter-Routing, feines Handling und Zähigkeit wettmachen. Zwei Jahre lang hat sie mit dem
11th Hour Racing Tausende von Imoca- Meilen gesammelt. Davor bekam sie bereits in zwei Volvo Ocean Races eine Idee davon, was es heisst, bei einem nassen Um-die-Welt-Ritt seine Frau zu stehen. Die Erfahrungen mit dem weiblichen SCA-Team und dem chinesischen Siegerboot Dongfeng haben sie nur ermutigt, weiter ihren Weg zu gehen. Justine sieht sich den auch mehr als Spitzenathletin denn als Abenteuerin. Alors bon vent, Juju!

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